Mer de Glace 2002

Bergtour vom 1. September bis 7. September 2002 rund ums Mer de Glace (Karte) bei Chamonix. Es folgt eine tagebuchartige Beschreibung mit ein paar Bildern.

[Aig. Verte] [Mer de Glace]

[links] Alle Bilder sind ebenfalls verfügbar in den Bildübersichten. Am Ende habe ich Anmerkungen zu technischen Details gesammelt.

Die Helden [top] Anfang [site menu] Ausgang

[Tom] [Moritz] [Thomas] [Oli]
Tom
Goodfellow
Krieger
Moritz
Le Guide
Müller
Thomas
The Voice of Reason
Rechtenwald
Oli
Foto!
Beckstein

Wegbeschreibung[top][site menu]

Eine Tagebuchartige Beschreibung der Begebenheiten, gewürzt mit (beinahe) unverfälschten Bilddokumenten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Ein Link auf dem Datum zeigt die Karte mit dem Tagesweg an; dabei sollte sich ein neues Browserfenster öffnen.

Samstag 31. August -- Anreise
Anreisetag; Moritz, Thomas und Tom fahren gegen 2:00 morgens von Franken aus los und kommen gegen 12:00 mittags am Genfer Flughafen an, wo sie den von London eingeflogenen Oli abholen. Händis sind praktisch und machen Organisation völlig überflüssig...

Gemeinsame Fahrt nach Chamonix in 1:30h. Nach letzten Einkäufen und Umpacken gehts mit der Zahnradbahn Montenvers auf 1900m Höhe.
Dort wollen wir eigentlich im Hotel Montenvers unterkommen, doch das Brautpaar, das das Hotel für diesen ganz besonderen Abend gemietet hat, will uns wilde Bergsteiger nicht dabei haben, so daß wir zum biwakieren unter dem Vordach der Zahradbahnstation gezwungen sind (und natürlich regnet es...). Immerhin werden wir mit einem wundervollen Regenbogen über der Aiguille Verte belohnt.


(Der Regenbogen ist nicht nachträglich in das Foto montiert worden, noch wurden die Farben künstlich verändert. Es war einfach so ein Licht!)

Sonntag 1. September -- Zum Refuge du Charpoua
[echelles] Erst mal geht es über Leitern (echelles) 70m senkrecht auf den Gletscher runter. Vor 15 Jahren war der Gletscher noch fast auf Wegeshöhe...
Im Gletscher tuen Steigeisen Not, und ein Seil zwischen uns trägt deutlich zu einem Gefühl der Sicherheit bei, vor allem, als wir uns immer tiefer in Spaltengebiet vorwagen. Schliesslich müssen wir einsehen, daß wir den Weg verfehlt haben, kehren um (nach 2h im Gletscher) und finden den Einstieg zu den Leitern am rechten Ufer des Mer de Glace innerhalb von einer halben Stunde.

[Refuge
      du Charpoua] Dort arbeiten wir uns wieder 100m senkrechte Wand an Leitern empor und folgen einem steil ansteigenden Pfad. Bis auf Le Guide zeigen alle starke Erschöpfungserscheinungen, als zu den letzten 200 Höhenmetern auf das Refuge du Charpoua geblasen wird.

Nach insgesamt 7h (nicht 3:30 wie das Schild uns weismachen wollte!) kommen wir erschöpft in der Hütte an, wo wir zwei bergsteigende Waliser treffen, die heute noch auf der Petit Dru waren (eine der klassischen harten Routen hier; der Mont Blanc ist der einfachste Gipfel in diesem Gebiet!)---und Essen! Der Hüttenwirt hat die Hütte vor ein paar Tagen verlassen, aber sein übriggebliebenes Essen langt für ein Festmahl für uns (nachdem Moritz und Oli noch ein paar Meter zum nächsten Schneefeld gestapft waren, um Schnee zu holen, aus dem wir unser Wasser schmelzen konnten).

Das beste was man über das Klo Marke "Donnerstein" sagen kann ist, "A loo with a view". Außerdem ist es der höchste Punkt auf der gesamten Tour... doch eher eine deutliche Antiklimax. Völlig erledigt (nun inklusive le Guide) fallen alle in den Schlafsack.

Montag 2. September -- Auf dem Balcon du Mer de Glace
[Blick aufs
      Valle Blanche] Die mühsam erkämpften 400 Höhenmeter am Charpoua wieder herunter und dann flanieren wir 500m über dem Mer de Glace am Westhang der Aguille du Moine bei gutem Wetter Richtung Refuge du Couvercle. Flanieren beinhaltet wie immer ausgesetzte Stellen und lange Leitern...

Trotz Sonnenschein ist Mont Blanc nicht zu sehen; in dieser Richtung sind ständig Wolken über dem Valle Blanche, dem Hochtal oberhalb den Seracs du Geant.

Nach einem eislosen 5h Tag kommen wir (erschöpft) im Refuge du Couvercle an und gönnen uns ein grosses Hüttenabendessen. Das Ende des Tages sieht die ersten Gehversuchen im Skat von Thomas und Oli, aber mehr braucht darüber nicht gesagt werden.

Dienstag 3. September -- Gletscherspass!
[Le Guide
      springt in die Spalte] Heute ist ein Ausruh- und Spasstag. Spass (laut le Guide) bedeutet, in Gletscherspalten zu springen. Tatsächlich bringt er uns anderen Ice-Newbies Steigeisenlaufen, Spaltenbergung und Eisklettern bei. Und es macht wirklich Spass :-). Wunderbares Wetter trägt seinen Teil zu einem tollen Tag bei.

[Gruppenphoto] Etwas gruselig sind allerdings die Flugzeugteile, die der Glacier du Talefre stückchenweise wieder zum Vorschein kommen lässt, und auf dem Rückweg finden wir recht unverhofft ein 30m tiefes Loch im Gletscher, in das sich der Gletscherbach stürzt. Einer überlegt natürlich schon, ob man sich nicht das nächste Mal dahinunter abseilen könnte, während The Voice darauf hinweisst, dass das Wetter deutlich schlechter wird, und wir uns doch ein wenig beeilen könnten, um noch trocken am Refuge anzukommen.
Tatsächlich kommen wir mit den ersten Regentropfen in der Hütte an (erschöpft sind wir trotz des "Erholungstages"...). Aber einen Wein haben sich le Guide und seine Mannschaft schon verdient!

Mittwoch 4. September -- Luxus!!
[Echelles du Couvercles] Der Plan ist (trotz recht miesen Wetters) auf die andere Talseite zum Refuge du Requin zu wechseln. Davor haben die Berggeister allerdings noch einen knackigen Abstieg über ein paar sehr ausgesetzte echelles gesetzt.

[Oli auf Bifrost] Während des Abstiegs stellt Tom ernüchtert fest, daß das ganze mit Höhenangst nicht sooo viel Spass macht. Glücklich am Fuß des Talefre auf dem Schotter des Glacier de Leschaux angekommen wird der Plan geändert und wir laufen alle zusammen zurück nach Montenvers, wo Tom die nächsten paar Tage sich im Hotel Montenvers einquartieren will.

Der Weg auf dem Mer de Glace führt an einem wunderschönen Gletscherbach entlang und gipfelt in der Überschreitung einer schwindelerrengenden Eisbrücke über die 15m tiefe Eisschlucht des Gletscherbachs!

Diesmal heiratet niemand und wir kriegen problemlos Lagerplätze; um genau zu sein, teilen wir uns einen 100qm Schlafsaal mit einem anderen Wanderer. Die Nebensaison hat also auch ihre Vorteile. Wirklich toll aber sind (1) warme Duschen (zusammen mit Moritz Haarwasch-Allzweckseife von Lush) und (2) ein fulminantes Abendessen, das keine Wünsche offen lässt (und für EUR 35,- ist das alles sehr in Ordnung).

Donnerstag 5. September -- Zum Refuge du Requin
[Anstieg im Glacier du Tacul] Früh (nach einem luxuriösen Früstück) geht es los bei wunderbarem Sonnenschein, der sich bis 9:00 völlig verflüchtigt hat. Innerhalb von 1.5h haben Thomas, Moritz und Oli den halben Weg hinter sich gebracht, als die ersten ernsthaften Spalten sich im Mer de Glace auftun. Und ab da geht es langsam voran, und mindestens zwei sind recht froh über den Eiskurs und das Seil. Der Glacier du Tacul gibt sich widerporstiger als er auf der Karte aussieht, und nach weiteren 2h stehen wir endlich am Fuße der echelles, die uns die letzten 200m zum Refuge emporbringen sollen.

[Grande Jorasse am Morgen] Nachdem diese überwunden sind, gibt es einen mässig herzlichen Empfang auf der Hütte; vielleicht wird es uns übel angekreidet, dass wir anscheinend kein französich reden? (Und natürlich können die Hüttenwirtin und ihr Mann nur französisch...). Für 30 euro gibt es Lager und Abendessen und Heiss-Wasser, kommt jedoch bei weitem nicht an den vom Hotel Montenvers gesetzten (und gerade von Tom genossenen) Standard heran.

Tom bringt den Tag mit massivem Kalorienverbrauch zu: Nach Chamonix 1000m runter und wieder rauf; und das alles in den auf den Schildern stehenden Zeiten, wobei er noch diverse Steine, alte Wäsche und ähnliches zum Basislager hinabträgt.

Freitag 6. September -- Seracs du Geant
[Valle Blanche] Das Expeditionscorp vertraut darauf, dass das Wetter schon halten wird, und mach sich auf, die Gletscherbrüche des Glacier du Tacul zu durchsteigen, auf der Suche nach dem in der Ferne lockenden "Plateau" des Valle Blanche.

[Abstieg im Glacier d'Envers du Plan] Der erste Versuch (am Tag vorher fernerkundet) führt durch den Steilabbruch des Glacier d'Envers du Plan. Nach 2h hartem Klettern durchs Eis scheint es nicht weiterzugehen (sogar le Guide wird es zu steil!), und auf Anraten von The Voice werden Eisschrauben gesetzt, die die Truppe beim Abstieg ins Eis des Glacier du Tacul sichern. (Wie immer, ist es gut, auf die Stimme der Vernunft zu hören!)

Der Weg das Eis hinauf ist anstrengend und mühsam, aber gegen 12:00 Uhr haben wir einen guten Rastpunkt auf einer Eiszacke erreicht, von dem wir auf das "Plateau" herabschauen können:

[Seracs du Geant]
(Dieses Bild wurde an den Rändern mit Hilfe des Gimps aufgefüllt---ein Großteil des Himmels und einiges an Eis rechts vorne ist pure Elektronik.)
Nur ist das nicht flach und von jungfräulichem Schnee überzogen, sondern ein Schachbrettartiges Spaltenlabyrinth. Auch nach oben geht es nicht weiter, da die Spalten zu tief werden. Und die Stimme der Vernunft meldet sich mit Bedenken ob des Wetters und der verbleibenden Zeit zum Zurücklaufen zu Wort. Allerdings: die Hüttenwirtin beschrieb unser Vorhaben mit einem simplen promene---wir promenieren einfach ein wenig im Gletscherbruch herum... Zurück gehts dann etwas anders--eher in Falllinie (aber ohne Stürze), bei strahlendem Sonnenschein über dem Gletscher, aber Wolken überall um uns ringsherum.

Am Abend werden noch die letzten Essensreste (bis auf ein paar Not-Trapper-Müsliriegel (die besten Müsliriegel, die man kaufen kann: vom Bäcker Trapper in Erlangen!)) anstelle eines teuren Hüttenessens vertilgt, und heldenhaft schlingt noch jeder eine Portion Proteinbrei hinunter. Ausserdem wird die Ruhe genutzt, um die ultimative Ausrüstungsliste (als txt oder pdf) zusammenzustellen.

Die Kriegersche 12-Euro Regel Tom entdeckt die nun nach ihm benannte Regel, dass in dieser Region alles (mindestens) 12 Euro kostet: 1 Buch, damit man auch den Urlaub im Berghotel geniessen kann: EUR 12,-; eine Fahrt mit der Seilbahn von der Plan des Aiguilles Midi nach Chamonix (weil sich Toms Füsse dachten, nach 4 Tagen könnten sie doch mal gegen die neuen Schuhe rebellieren und damit das Hinabsteigen nach Chamonix als eine ausgesprochen masochistische Idee erscheinen lassen): EUR 12,-; Zahnradbahn von Chamonix nach Montenvers (einfach): EUR 12,-...

Samstag 7. September -- Zurück in die Zivilisation
[Morgen
      über dem Mer de Glace] Früh morgens, bei pfeifendem Wind, mit langen Unterhosen und allem angezogen, was warm hält, gehts los über den inzwischen bekannten Pfad: steile Leitern und der Gletscher. Schlau wie wir sind, wollen wir diesmal eher in der Mitte gehen, sah es doch von oben so aus, als ob dort weniger Spalten als am Rande seien. Nun ja, man lernt ständig... wie der Karte zu entnehmen ist, gibt es doch deutlich problematischere Spalten als auf dem markierten Weg (o Wunder...), die entweder umgangen oder übersprungen werden wollen.

[Rast am Lac Annecy] Nach knapp 4h und einem fulminanten Endspurt die letzten Leitern empor treffen wir Tom um 13:00 an der Bergstation, und geniessen eine Tasse Cafe creme.

Runter nach Chamonix, rein ins Auto (Socken in Plastiktüten verpacken!!) und auf nach Aix-les-Bains, Stephane, Moritz Freund aus Spanien-Tagen besuchen.

[Brücke bei Annemasse] In Aix-les-Bains gehen wir alle noch lecker Fondue/Raclette essen, und Moritz bricht wahrscheinlich den Rekord im Raclettekäsevertilgen; Schätzungen bewegen sich in der Nähe der 1kg-Marke...

Sonntag 8. September -- Gen Heimat
Nach einer erholsamen Nacht in Stephanes Wohnung und einem gemütlichen Frühstück am Lac Bourget (und einem Zwischenstop an der waaghalsigen Hängebrücke bei Annemasse) wird Oli am Genfer Flughafen abgesetzt, und Tom, Thomas und Moritz machen sich auf, die 800km nach Hause herunterzuspulen.

Alle kommen heil und unversehrt an ihrem jeweiligen Bestimmungsort an.

Bilderübersichten[top][site menu]

Olis Fotos sind in einer Übersicht zusammengefasst (auf das Bild klicken zeigt das richtige Foto an; typischerweise hat jedes eine Größe von 600 kB und kann im Fotogeschäft auf 13x10cm abgezogen werden); dasselbe gilt für die Fotos im Text weiter unten.
Olis Chipkarten (128MB + 8MB)
Alle 234 Bilder auf einmal, vom 31.8.2002 bis zum 7.9.2002

Moritz Fotos sind auf drei Filme verteilt, und auch in Übersichten zusammengefasst:

Moritz Film 1
Beginn der Tour (31.8.2002) bis zum Abstieg vom Refuge du Couvercle am 4.9.2002 mittags [zip Archiv]
Moritz Film 2
Der Eis-Film: auf dem Mer de Glace (4.9.2002) [zip Archiv]
Moritz Film 3
Abend desselben Tages bis zum Ende der Tour (inklusive der Seracs du Geant und Bilder aus dem Savoy): 4.9.--8.9.2002 [zip Archiv]
Die Auflösung ist nicht so berauschend, und es ist wahrscheinlich besser, Moritz Abzüge machen zu lassen, da die Negative deutlich besser sind.

Technisches[top][site menu]

Panoramabilder wurden mit Canons PhotoStitch Software zusammengesetzt; da dies eine Quick-and-Dirty Aktion meinerseits war, sieht man einige deutliche Nahtstellen. Die Panoramas sind ca. 1.5 MB gross; ich habe keine Erfahrung, wie man davon am sinnvollsten Abzüge machen lässt. Bilder wurden mit einer Canon Powershot A40 geschossen.

Fotos wurden mit ImageMagick gedreht und und teilweise mit Gimp bearbeitet.

Moritz verwendet eine wasserfeste Minolta Vectis Weathermatic APS Kamera.

[The Gimp]
The Gimp
[ImageMagick]
ImageMagick
[Canon Powershot A40] [Minolta Foto]
Last modified: 2003-09-23 20:24:02+0100 by Oliver Beckstein